Eine orange Kerze brennt mit ruhiger Flamme vor einfarbig schwarzem Hintergrund.

Nachruf Henning Niefert

Henning Niefert ist tot. Sehr persönliche Anmerkungen eines jüngeren Kollegen.

Kollege Niefert kam 1963 als Lehrer an das Ebert-Gymnasium, er war dann viele Jahre Fachbereichsleiter für Physik. Als ich 1978 Lehrer an dieser Schule wurde, gehörte er zu denjenigen, die mich von Anfang an wohlwollend begleiteten. Jederzeit konnte ich seinen Rat einholen. Die von ihm ausgestrahlte Gutmütigkeit, die Menschlichkeit, spornte auch mich an, mich im Beruf anzustrengen. Als Diplomphysiker war er ein früher Quereinsteiger in den Lehrerberuf, aber das merkte man ihm nicht an. An seiner großen Kompetenz insbesondere in der Elektrophysik ließ er die Kollegen teilhaben, auch ich habe von ihm viel lernen können.

Als ich mich dafür bewarb, sein Nachfolger als Leiter des Fachbereichs zu werden, unterstützte er mich. Nachdem Herr Niefert vor etwa 30 Jahren altersbedingt aus dem Beruf ausschied, hielt er die Verbindung auch zu mir. Bis in seine letzten Tage waren wir –so darf ich es wohl sagen- befreundet. Obwohl wir bis zuletzt beim „Sie“ blieben, betrachtete ich ihn als einen väterlicher Freund. In vielerlei Hinsicht war er für mich ein Vorbild. Allen jungen Kollegen gegenüber war er hilfsbereit. Er konnte sich darüber freuen, dass es anderen Menschen gut ging. Und Bösartigkeiten aus seinem Munde waren unvorstellbar, allen war er ein interessierter und interessanter Gesprächspartner.

Nie werde ich vergessen, wie ich mich als „fünftes Rad am Wagen“ fühlte, als meine Frau und ich kürzlich bei ihm im Altenheim zu Besuch waren. Es unterhielten sich sehr ausdauernd nämlich zwei „Kieler Sprotten“, da konnte ich als Berliner nur staunend daneben sitzen. Henning Niefert war ein besonders belesener Intellektueller und ein gottgläubiger Mensch. Auch ein politisch denkender und engagierter Mensch war er. Es lohnte sich immer, mit ihm auch außerhalb von Physik und Mathematik Gespräche zu führen. Er ließ nie sozusagen “von oben herab“ durchblicken, dass er soviel kenntnisreicher und lebenserfahrener war.

Henning Niefert wurde 94 Jahre, jetzt ist er tot. Er wurde im Altenheim von fremder Hand getötet.

Text: Bernd Lippmann

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