Das Plakat zum Theaterstück "Gott ist tot": Eine hellgrüne Feder schwebt vor einfarbig schwarzem Hintergrund.
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Gott ist tot

Bei dem Theaterstück „Gott ist tot“, das vom 5. bis zum 7. Dezember 2017 in der Aula des Friedrich-Ebert- Gymnasiums von dem DS- Kurs, unter der Leitung von Herrn Vömel, präsentiert wurde, handelt es sich um ein Drama in 4 Akten. Das Stück wurde durch „The Crucible“ (zu deutsch: Hexenjagd) inspiriert, welches 1953 von Arthur Miller geschrieben wurde. Zwar wurden viele Dialoge aus dem Originalstück fast 1:1 übernommen, jedoch hat der Kurs das Original auf ca. 2 Stunden, einschließlich einer Pause, gekürzt – eine sinnvolle Entscheidung, wenn man bedenkt, dass „Hexenjagd“ weit über 5 Stunden geht.

Eine Psychiatrie, verrückte Patienten, ein mysteriöses Ritual und der Verfolgungswahn von Hexen, begründet auf dem „Schutz des Evangeliums“ – die besten Voraussetzungen für ein Theaterstück voller surrealer Momente, in dem man nur selten weiß, wer denn jetzt eigentlich der Gute und der Böse ist.

Die Protagonisten des Stückes: Der Pfarrer Parris (Timo Greb) mit seiner Tochter Betty Parris (Jola Thrun) und seiner Nichte Abigail Williams (Chantal Rankov), Mr. and Mrs. Putnam (Vincent Harrington; Açelya Kiraz), Dr. Hale (Lily Dahl), das Ehepaar Elizabeth und John Proctor (Luise Bielstein; Victor Feustel), die Magd Mary Warren (Karla Lefmann), Martha Corey (Victoria Wallis), Tituba (Giuseppe Burmeister), Susanne Walcott (Sherin Elfqey), Mercy Lewis (Dārta Schöch), Sarah Good (Sherin Elfqey), Herrick (Leo Ott), Hathorne (Zakaria Ney), und zu guter Letzt Danforth (Malwine Brückner), der Stellvertreter des Gouverneurs und Hauptrichter des Gerichts.

Der grobe Inhalt ist schnell geschrieben: Einige Mädchen, die Patienten einer Psychiatrie sind, tanzen in der Nacht um ein Feuer und werden dabei gesehen. Sofort wird davon ausgegangen, dass es sich um Hexerei handelt und der Versuch unternommen wurde, den Teufel zu rufen. Als die Mädchen unter Druck geraten, beschuldigen sie willkürlich andere Leute der Hexerei und werden sogar als Hauptzeugen vor Gericht geladen, um Hexen zu entlarven.

Diese angebliche Fähigkeit, führt zu einer großen Exekutionswelle angeblicher Hexen. Lediglich John Proctor erkennt von Anfang an die Lügen der Mädchen und will jene als Lügnerinnen entlarven. Doch im Verlauf des Dramas wird auch seine eigene Frau der Hexerei beschuldigt und wird vor Gericht gestellt. Er setzt alles daran die Wahrheit über die Mädchen aufzudecken, jedoch geht er dabei ein sehr großes Risiko ein, weshalb er schlussendlich ebenfalls zum Tode verurteilt wird. Abseits dieses Geschehens kommt es in der Gesellschaft jedoch zu einem Aufstand gegen die sinnlosen Hexenjagd, was Danforth, den Stellvertreter des Gouverneures zum Handeln drängt.

Die Angeklagten sollen ein Geständnis ablegen, um den Schein zu wahren und die Methoden zu rechtfertigen, jedoch zerreißt Mr. Proctor sein Geständnis direkt wieder – sein Gewissen kann nicht mit einer solchen Lüge leben. Am Ende läuft alles darauf hinaus, dass Proctor, zusammen mit den anderen, gehängt wird.

Bei der Inszenierung kommt dem Lichteinsatz eine große Bedeutung zu. Schon die Eröffnungsszene besticht durch den gekonnten Einsatz von einem Schattenspiel, bei dem die Darsteller sich hinter einem Vorhang befinden und von hinten angeleuchtet werden, wodurch sie Schatten auf den leicht transparenten Vorhang werfen.

Auch im weiteren Verlauf des Stücks werfen die Schauspieler Schatten auf die Vorhänge, die den Hintergrund gestalten. Jeder Schauspieler besitzt dadurch quasi seinen eigenen Geist, der immer bei ihm ist – auch das passt sehr gut zu einem Stück. Ob diese Wirkung gewollt war ist unklar, jedoch harmoniert dies mit dem übergeordneten Thema des Dramas sehr gut.

Manche würden die Beleuchtung vielleicht an manchen Stellen als zu schwach bezeichnen, gerade weil man zum Teil das Gesicht der Darsteller nur schwer sieht. Doch genau das macht in vielen Szenen auch den Charme aus und passt sehr gut zu dem Hexen- und Verschwörungsthema, dass sich durch das ganze Stück zieht.

Das Bühnenbild ist durchweg sehr schlicht gehalten. Die einzigen Gegenstände, die im gesamten Stück auf der Bühne auftauchen, sind ein paar Stühle und ein Tisch, ebenso wie ein Krankenbett. Durch diese Schlichtheit kommt der schauspielerischen Leistung mehr Bedeutung zu.

Das Stück wirkt ebenfalls sehr gut strukturiert, da es innerhalb der Akte keine großen lokalen Sprünge gibt und die einzelnen Szenen eines Aktes sich somit alle am gleichen Ort abspielen. Dies verhindert zusätzliche Verwirrung des Zuschauers und ermöglicht eine höhere Konzentration auf die Handlung.

Die Kostüme, ebenfalls von Schülern ausgesucht (Jola Thrun; Karla Lefmann), wirken der Zeit angemessen und passen gut zu den einzelnen Protagonisten und deren Tätigkeiten. Auch die Maske (Chantal Rankov; Ricarda Priebe; Açelya Kiraz) hat eine gute Arbeit geleistet – die Schauspieler sahen zu jedem Zeitpunkt frisch und passend gestylt aus.

Genau wie das Bühnenbild, wurde auch die Musik von einem Schüler des Kurses (Giuseppe Burmeister) komponiert und digital verwirklicht. Man merkt der Musik ganz klar an, dass der Komponist einen Hang zu moderner Musik hat, was an manchen Stellen nicht unbedingt negativ zu werten ist.

Die Musik passt im Großen und Ganzen gut zu dem Stück, es hätte an manchen Stellen allerdings eine dramatischere und eher unheimliche Klavier- bzw. Orgelmusik besser gepasst, gerade wenn man im Hinterkopf behält, dass es hier um das Evangelium, den Himmel und die Hölle geht.

Doch nun zu dem Hauptbestandteil eines Theaterbesuchs: Das Schauspiel. Insgesamt kann man die schauspielerische Leistung als sehr überzeugend beurteilen. Man sieht in vielen Szenen, dass die Schauspieler einfach wirklich Lust darauf haben, dass Stück zu präsentieren. Das wird beispielsweise deutlich, wenn man sich die Darbietung der Mädchen, die die Hexen entlarven sollen, anschaut. Die Reaktion der der Mädchen auf eine Hexe ist hysterisches Schreien und das Vortäuschen eines Anfalls. Diese vorgetäuschte Reaktion wirkt enorm real und ist sicherlich auch zu Teilen improvisiert. Der Zuschauer bekommt wirklich den Eindruck, dass die Mädchen psychisch labil sind. Weitere, jedenfalls auf mich sehr beeindruckend wirkende Szenen, sind die Dialoge zwischen John Proctor und Elisabeth Proctor. Beide sitzen nebeneinander in einem sonst menschenleeren Raum und beide reden langsam, ruhig, wählen ihre Worte mit Bedacht und vermitteln eine stark melancholische Stimmung. Dabei haben sie eigentlich nie Augenkontakt und schauen in Richtung Publikum, wodurch sie dem Zuschauer eine deutliche Stimmung vermitteln, die sich einfach nur wahnsinnig real anfühlt und gleichzeitig schwer zu beschreiben ist.

Doch auch die anderen Darsteller, angefangen von dem Reverend Parris, dem religionsfanatischen Pfarrer, über Dr. Hale, der taffen Ärztin bis hin zu Danforth, der um sein Ruf und sein Ansehen besorgt ist, beeindrucken mit ihrer Bühnenperformance und liefern einen glaubwürdigen und überzeugenden Auftritt ab.

Abschließend lässt sich sagen, dass sich die harte Arbeit des DS- Kurses wirklich gelohnt hat und den Schülern eine wirklich gute Aufführung gelungen ist. Sowohl die engagierte Schauspielleistung, als auch die sehr interessante und intelligente Verwendung der Lichttechnik, machen das Stück sehenswert. Dieser Eindruck wurde ebenfalls durch den minutenlangen Applaus der Zuschauer bestätigt – Hut ab.

Text: Martin Schoen

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